Als Sonnentunnel bezeichnet man die großen Kanäle, welche die Sonnen miteinander verbinden. Das betrifft aber längst nicht alle Sonnensysteme. Das Myrthonische Sternenreich wird an seiner Ausbreitung gehindert, weil es in vielen Systemen keine Verbindungen zu weiteren Sternen gibt. Seine Ausdehnung umfasst nur einen winzigen Bruchteil von dem, was die Galaxis zu bieten hat. Niemand weiß, warum das so ist.

Die Portale, in die sich Raumschiffe einschleusen, um dann in einen der Tunnel zu tauchen, sind an den Sonnenpolen außerhalb der Sonnenkorona positioniert. Wie diese offengehalten werden, ist nicht bekannt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Energie der Sonne dazu genutzt wird.

Es ist fast schon zur Gewissheit geworden, dass es sich bei den Sonnentunneln nicht um ein natürliches Phänomen handelt. Man vermutet, dass sie künstlich angelegt worden sind. Und dass sie von Stationen gesteuert werden, die sich tief in der jeweiligen Sonne verbergen. Seit wann es das Tunnelsystem gibt und wer es erbaut hat, diese Fragen kann oder will niemand beantworten.

Regeln zum Durchtauchen des Sonnentunnels mit einem Raumschiff

Um mit einem Raumschiff durch ein Portal in einen Sonnentunnel einzutauchen, ist eine Geschwindigkeit zwischen 0,001 und 0,005 Licht notwendig. Ist es zu langsam, wechselte es nicht die Dimension, sondern fliegt im Normalraum weiter. Ist es zu schnell, wird es vom Tunnel zwar aufgenommen, aber durch einen Schutzmechanismus sofort wieder dem Portalausgang zugeführt.

Der Sonnentunnel unterteilt sich in eine Vielzahl von Ebenen, ähnlich wie das Frequenzband eines Senders. Nur sind es hier unendlich viele mehr. Ein Teil davon ist dem 5D-Kommunikationsband zugeteilt, ein anderer der Personenbeförderung per Fädlerstation. Dann gibt es noch welche für die Raumschiffe der Sternenhändler, für die zivile Raumfahrt und für die Flotte. Eingestellt werden die Ebenen durch den STEEG-Parameter bei der Strukturaufladung des Abstoßfelds.

Mit dem komplex zu bedienenden 5D-Stoßfeldantrieb können Tauchgeschwindigkeiten bis zu zehntausend Licht erreicht werden. Das Problem ist, dass das ST-System dem Schwarzraum angehört. Es gibt keine Möglichkeit der optischen Beobachtung. Man muss sich rein auf die Instrumente und die Bord-KI verlassen.

Um über ein ST-Portal in den Normalraum zurückkehren zu können, darf die Geschwindigkeit 0,3 Licht nicht übersteigen. Bei mehr als 0,36 Licht fliegt man am Zielportal vorbei. Was bedeutete, dass man dann nur noch das nächste Portal ansteuern kann. Denn ein Richtungswechsel ist in den Tunneln nicht möglich, solange es keine Verzweigung gibt. Bei Überschreiten von 0,3 Licht bis hin zu 0,36 Licht wird das Raumschiff in das Zielsystem katapultiert. Je nach Überschreitungswert kann es dabei Entfernungen von einhunderttausend, bis zu eine Million Kilometer überbrücken. Die Entfernungswerte sind jedoch niemals konstant. Bei mehreren gleichen Versuchen kommen stets unterschiedliche Ergebnisse heraus.

Regeln für den ST-Transport mittels Fädler

Die Sonne umgibt ein systemfüllendes 5D-Netz aus kleinen Kanälen. Die Wissenschaft bezeichnete es auch als Sonnenwurzelwerk. Darüber können mithilfe von Fädlerstationen eine Anzahl von Personen in und durch den Sonnentunnel transportiert werden. Die Gesamtmasse darf dabei zweitausend Kilogramm nicht überschreiten. Dann läßt sich eine Strecke von maximal einhundert Lichtquadratzyklen in Nullzeit überbrücken. Vorausgesetzt, es gibt am Ziel ebenfalls einen Fädler. Erhöht sich die Masse oder die Entfernung um ein Weniges, führt das zu einer messbaren Transportzeit mit exponentiellem Koeffizienten. Darüber hinaus wird der Körper belastet. Die Zeitdifferenz ist beim Transport selbst nicht zu spüren. Nur bei der Ankunft fehlen dann je nach Abweichung Minuten, Stunden oder Tage.

Beschreibung von Sonnentunneln mit den Augen eines ST-Navigators

»Ihr seht hier nur die Schwärze des Weltraums, die Sonne und den dahinterliegenden Sternenteppich, oder?«, erkundigte sich Soron, ohne auf den Vorwurf einzugehen.

Antor nickte.

»Vor mir aber breitet sich das Sonnentunnelgeflecht aus, das unseren Sektor ausfüllt. Es ist die ultimative Farbenpracht, die ich sehe. Je größer die Tunnel sind, desto mehr verläuft die Far­be vom Gelb ins Rot und je feiner sie werden, wechseln sie erst ins Blau und dann ins Violett. Übertroffen wird diese Farbkom­position nur durch das Sonnenwurzelwerk in den Systemen. Es geht von der Sonne aus als kräftiges rotoranges Netz, das sich zum Systemrand hin zu Blau verfärbt. Violette Netzableger stoßen von Knotenpunkten zu den Planeten und anderen Him­melskörpern herunter. Sie dehnen sich auf der Planetenseite wie Gummibänder aus und springen von Zeit zu Zeit auf der Netz­seite zum nächsten Knoten, um der Planetenbahn zu folgen.«