Tranthar ist neu an der Raumakademie, doch bereits am ersten Tag wird er vor die Wahl gestellt, entweder ein Tabu seiner Kultur zu brechen oder die Akademie zu verlassen. Er gerät in einen nicht enden wollenden Kreis aus Für- und Gegenargumenten, die ihn die notwendige Entscheidung unmöglich machen. Zum Glück trifft er auf Tomalak, seinen Zimmergenossen, der weiß, was zu tun ist.

Ausschnitt aus der Sicht von Tranthar

Eine Wandnische öffnete sich mit einem Wasserspender und gestapelten Bechern. Es waren auch Größere dabei, angepasst auf die Bedürfnisse von Zerkern. Tomalak nahm zwei der für ihn passenden Behältnisse und füllte sie mit Wasser. Dann reichte er einen davon dem Sternenhändler. Der musste ihn mit beiden Händen umfassen, um ihn halten zu können.

„Einen Augenblick noch“, wurde er vertröstet. „Es ist einfach unanständig, mit etwas so Geschmacklosem anzustoßen. Deswegen habe ich hier eine Beigabe. Sie bietet den würdigen Rahmen.“

Tranthar beobachtete, wie Tomalak einen flachen Beutel aus seiner Uniform nestelte und ihm zwei schwarze Würfel entnahm. Er ließ je einen in die Behältnisse fallen. Sie versanken mit einem kurzen Aufspritzen. Das Wasser sprudelte auf und färbte sich innerhalb weniger Augenblicke zu einem dunklen Purpur.

Tomalak hob seinen Becher. „Auf dich! Egal wie lange du auch auf der Raumakademie sein magst oder kannst, ich begrüße dich herzlich als meinen Zimmergenossen.“ Dann prostete er ihm zu und nahm einen tiefen Schluck, dem er ein zufriedenes Rülpsen folgen ließ.

Tranthar versuchte es ihm gleich zu tun. Doch die Flüssigkeit brannte wie das Feuer tausender Sonnen von seinem Rachen abwärts bis in den Magen hinein. Er bekam kaum Luft. Tränen begannen ihm über die Wangen zu laufen.

„Du enttäuscht mich!“, stichelte der Zerker mit einem fröhlichen Glitzern in den Augen. „Ihr Sternenhändler solltet mehr vertragen. Schließlich seid ihr der Wissenschaft hochgeistiger Getränke sehr zugetan. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Du solltest wissen, dass der nächste Schluck fast gar nicht mehr brennt und dein Wohlbefinden sich enorm verbessert.“

Tatsächlich war es so, dass Tranthar nach einem erneuten Zug aus dem Becher ein wohliges Gefühl in der Magengegend verspürte. „Was ist das für ein Zeug? So etwas habe ich noch nie vorher getrunken.“

„Das ist meine Spezialmischung. Sie hilft bei allen Gelegenheiten.“, erklärte der Angesprochene stolz. „Sie schärft den Geist und beruhigt den Körper. Und sie schmeckt einfach hervorragend. Trinken wir auf dieses unnachahmlich gute Getränk!“

Tranthar stieß mit ihm an. Erst jetzt konnte er feststellen, dass die Flüssigkeit einen feinen, würzigen Geschmack aufwies, der Lust auf mehr machte. Er setzte den Becher gleich wieder an die Lippen. Wärme durchströmte den ganzen Körper und ein Gefühl grenzenloser Leichtigkeit überkam ihn. Dann trank er in gierigen Zügen.

Die Gesichtszüge seines Gegenübers schienen zu verschwimmen, festigten sich und wurden wieder undeutlich. Er spürte, dass Tomalak ihm den Becher aus der Hand nahm. Wie aus weiter Ferne wisperte eine Stimme, die langsam an Lautstärke gewann und verständlich wurde. Es hörte sich an wie „Nichtsogierig … Sternenhändler … sollenwir … neproble …klarerver … Chyraausd …“ Dann war Stille. Nichts mehr bewusst wahrnehmend versank er in einem Traum.