Er ist ein Mitschüler von Tranthar und ist schon ein paar Wochen länger auf der Raumakademie. Zeit genug, dass sich Heimweh und Sehnsucht nach geliebten Menschen bei ihm einnisten.

Ausschnitt aus der Sicht von Kerasor

Kerasor überflog noch einmal die Zeilen, die er an Jakinam übermitteln wollte. Natürlich stand an erster Stelle, dass er sie liebte, über alle Maßen vermisste und sich nach ihr sehnte. Danach waren die Ereignisse der letzten zwei Tage zusammengefasst.

Mit wehmütigen Blicken betrachtete er das Holo seiner Freundin, das neben der Mikro-KI schwebte. Sie lächelte ihm zu und der Wind schien mit ihren braunen, gelockten Haaren zu spielen, die ihr bis auf die Schultern herabfielen. Kerasor liebte dieses Lächeln, es war so warm und herzlich. Jakinam gab ihm das Gefühl, dass ihn niemand besser verstand, als sie. Sie kannte ihn und sie akzeptierte ihn, so wie er war.

Er konnte sich noch gut an jenen Tag erinnern. Es war kurz vor dem Attentat, das seiner Abreise nach Paluran vorausging. Die Bilder tauchten klar und deutlich in den Gedanken auf. Er saß mit ihr zusammen an der Steilküste, deren Betreten für alle Alandorer verboten war, sie aber dennoch magisch anzog. Zwanzig Meter unter ihnen brüllte das Meer und schleuderte mit wütendem Tosen Wellenfront auf Wellenfront gegen die Felsen. Die Gischt sprühte fast bis zu ihnen hinauf. Feiner Wassernebel benetzte ihre Haut. Es war ein Anblick, wie Kerasor ihn liebte, die Kraft und die Wildheit der Fluten war für ihn Sinnbild für Alandor, seine bisher ungezähmte Heimatwelt.

Einer plötzlichen Eingebung folgend rief er Jakinam zu: „Könntest du dir vorstellen, dass wir beide eines Tages eine Familie gründen?“ Doch so laut er auch gerufen haben mochte, es schien im Tosen der Wellen untergegangen zu sein. Sie zeigte durch Anheben und Öffnen ihrer Handflächen, dass die Worte nicht bei ihr angekommen waren.

Kerasor seufzte, als die Bilder vor seinen Augen zerflatterten. Er hatte damals auf ihren fragenden Blick hin abgewunken. Es war ihm besser so erschienen, denn es war weder der perfekte Zeitpunkt noch der richtige Ort gewesen, um eine solche Frage zu stellen. Wie hätte er auch ahnen können, dass zwei Tage danach ein Anschlag auf ihn verübt werden würde, in dessen Verlauf Jakinam schwer verletzt worden war. Aber das war eine andere Geschichte.

Jedenfalls wusste er jetzt, was er tun musste, wenn er nach den Prüfungen, die über Sein und nicht Sein in der Raumakademie entschieden, in einigen Wochen Heimaturlaub bekam. Er würde diese Frage erneut stellen, offiziell und im Beisein ihrer Eltern.

Seufzend versandte er die Nachricht und deaktivierte dann die Mikro-KI. Das Holo verblasste und zerfaserte.